Wir laden dich herzlich ein, dich hier über uns, unsere Amnesty-Gruppe Bensberg/Roesrath/Overath, unsere Veranstaltungen und unsere weitere Arbeit zu informieren. Wenn du unsere Arbeit kennenlernen oder bei uns mitmachen willst, dann kontaktiere uns am besten per E-Mail: 1020@amnesty-koeln.de
Aus aktuellem Anlass:
Jahresbericht 2022 Amnesty-Gruppe 1020, Bensberg, Rösrath, Overath
Die Amnesty-Gruppe hat weiterhin 12 Mitglieder. Wir treffen uns regelmäßig im evangelischen Gemeindezentrum Bensberg am 1. und 3. Dienstag im Monat.
Einsatz gegen Menschenrechtsverletzungen
Nachdem unser Russland-Fall Anfang 2022 glücklich abgeschlossen werden konnte, haben wir jetzt einen neuen Fall in Südafrika.
Unsere Aufgabe ist es dabei, eine bedrohte Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin in Südafrika gegen Schikanen und Bedrohung zu schützen: Nonhle Mbuthuma, Sprecherin einer kleinen Gruppe südafrikanischer Indigener, der Amadiba, die traditionell ein Landstück in der Region Eastern Cape als Bauern bewirtschaften und bewohnen. Seit unter diesem Land Lagerstätten von Titan entdeckt wurden, plant der australische Bergbaukonzern Mineral Commodities Ltd. den Abbau, allerdings ohne mit den Amadiba zu verhandeln und ihnen Entschädigungen anzubieten. Statt dessen wurden und werden sie bedroht.
Der Vorgänger von Nonhle Mbuthuma wurde ermordet. Mit unseren Briefen und Postkarten wollen wir auf die Regierenden in Südafrika einwirken, damit sie endlich ihre Aufgabe wahrnehmen, sich für den Schutz der Amadiba und ihrer Sprecherin einzusetzen. Aktuell planen wir eine Postkartenaktion für Nonhle Mbuthuma.
Wie in den Jahren zuvor beteiligten wir uns weiterhin an den monatlichen Briefen gegen das Vergessen der Amnesty Gruppe Bergisch Gladbach. Auch im Berichtszeitraum galt: in einem Drittel bis der Hälfte der Fälle gibt es positive Entwicklungen.
Öffentlichkeitsarbeit
Im Jahr 2022 sammelten wir auf dem Trödelmarkt “KUNST & KLAAF” in Hoffnungsthal Unterschriften für die in Belarus inhaftierte Marfa Rabkova und für die Freilassung des Investigativjournalisten Julian Assange. In diesem Jahr (2023) hatten wir Postkarten mit dem Konterfei von Nonhle Mbuthuma dabei und baten interessierte Standbesucher, diese nach Südafrika an den Staatspräsidenten und den Minister für Bodenschätze zu schicken.
Im Dezember 2022 engagierten wir uns wieder beim jährlichen Briefmarathon von Amnesty international, unter anderem betreuten wir eine Aktion im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch Gladbach: über 600 Briefe wurden von dort verschickt.
Mitglieder der Gruppe informierten bei der Frauentagsveranstaltung in Rösrath über die Inhaftierung der iranischen Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotudeh. Außerdem verteilten wir Aktionspostkarten für die „verschwundene“ Uigurin Hayrigul Niyaz (China) und die „El Hiblu 3“, denen noch immer wegen ihres Einsatzes für eine Gruppe von Bootsflüchtlingen ein Strafprozess in Malta und lange Gefängnisstrafen drohen.
Wir setzten und für Fälle in folgenden Ländern ein:
Russland, Iran, Nigeria, China, USA, Marokko, Venezuela, Simbabwe, Belarus, Algerien, Großbritannien (Julian Assange), Israel, Türkei, Brasilien, Madagaskar, Sri Lanka, Kolumbien, Südafrika, Kamerun, Bangladesh, Kuba, Paraguay, Frankreich (Fall von Polizeigewalt), Saudi- Arabien, Ägypten und Polen.
Für den 16. November dieses Jahres (2023) planen wir im ev. Gemeindezentrum in Bensberg eine Informationsveranstaltung mit Susan Zare, deutsch-iranische Moderatorin beim Deutschlandfunk. Frau Zare hatte auf der Rösrather Frauentagsveranstaltung in Rösrath aus eigener Erfahrung und mit viel Hintergrundwissen lebhaft geschildert, wie die Mullahs im Iran vor allem – aber nicht nur – den Frauen grundlegende Menschenrechte verweigern.
Alltagsrassismus
Täglich machen Menschen in Deutschland rassistische Erfahrungen. Sie werden aufgrund ihrer “Hautfarbe”, ihrer vermeintlichen Religion oder anderer Zuschreibungen diskriminiert und ausgegrenzt. Rassismus zeigt sich in allen Lebensbereichen: in der Politik, bei der Job- und Wohnungssuche, in der Ausbildung, beim Arzt, in der Disko oder auf dem Fußballplatz.
In einer Serie von Videos und Texten auf der Webseite von Amnesty International Deutschland berichten ganz unterschiedliche Menschen von ihren rassistischen Erfahrungen im Alltag und was diese für ihr Leben bedeuten:
https://www.amnesty.de/alltagsrassismus-protokolliert
Der Singer/Songwriter Günter Harms aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis hat sich seine eigenen Gedanken zum immer noch grassierenden Rassismus gemacht und war von der Black lives matter Bewegung so beeindruckt, dass er einen Song dazu gemacht und auf YouTube veröffentlicht hat:
Mahnwache in Zeiten von Corona
Am 28. November 2020 jährte sich zum fünften Mal der Tag, an dem der türkisch-kurdische Rechtsanwalt und Menschenrechtsverteidiger Tahir Elci bei einer Kundgebung der dortigen Anwaltskammer in Diyarbakir unter ungeklärten Umständen – möglicherweise durch türkische Polizeikräfte – erschossen wurde. Die Amnesty-Gruppe Bensberg/Rösrath/Overath organisierte deshalb eine Mahnwache vor dem türkischen Konsulat in Hürth-Hermülheim: 10 Amnesty-Aktive und ein Hund, bewacht und beschützt von 11 Polizistinnen und Polizisten. Natürlich unter Respektierung der Corona-Auflagen. Nach 90 Minuten waren unsere Aktive und die Polizeikräfte bis ins Mark durchgefroren, aber zufrieden: wir waren offensichtlich vom Konsulatspersonal bemerkt (und auch fotografiert) worden; die Fotos unten stammen aber von einem unserer Aktiven!
Amnesty-Briefmarathon in Zeiten von Corona
Am 13. Dezember 2021 konnte wieder ein Briefmarathon am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch Gladbach stattfinden, den unsere Gruppe organisierte und auch personell unterstützte. Schülerinnen und Schüler halfen mit, und so konnten in kurzer Zeit (zwei großen Pausen) 666 Briefe unterschrieben werden, die inzwischen sicher über die Berliner Amnesty-Zentrale ihre Adressaten erreicht haben dürften.
Das jugendliche Interesse war groß und mündet demnächst in 2 Unterrichtsbesuche am DBG.
Wir haben uns gefreut, dass auch der Gladbacher Bürgermeister Frank Stein sich für einen Fall des Briefmarathons einsetzte (er betraf einen Fall in Charkiv in der Ukraine).
Das unten stehende Foto ist allerdings aus dem Aggertalgymnasium in Engelskirchen, wo ein Philosophiekurs der Oberstufe den Briefmarathon eigenverantwortlich organisierte
2020 sah es noch ganz anders aus: beim Amnesty Briefmarathon 2020 gab es keine Informationsstände, keine Weihnachtsbasare und andere Veranstaltungen, bei denen wir die Öffentlichkeit ansprechen konnten, und auch keinen Briefmarathon an einer Schule – aber unsere Gruppensprecherin hatte eine Idee: bei schönem Wetter (und das gab es im Dezember 2020 im Rheinland durchaus!) hing über der Grundstückseinfahrt entlang des Bürgersteigs eine Wäscheleine mit Informationen zu den 10 Briefmarathonfällen und den Briefvordrucken, die interessierte und aktionsbereite Spaziergänger lesen und mitnehmen konnten. Wir gehen davon aus, dass die mitgenommenen Briefe auch ausgefüllt und abgeschickt wurden!
Pressefreiheit unter Druck?!
Eine Veranstaltung unserer Amnesty-Gruppe am 5. März 2020 im evangelischen Gemeindezentrum in Bensberg: die regierungskritische Journalistin Humayra Bakhtiyar aus Tadschikistan im Gespräch mit dem ehemaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen, Moderation Katrin Rehse
Meinungs- und Pressefreiheit in Zeiten des Corona-Virus
Was hat die Meinungs- und Pressefreiheit mit der Ausbreitung von Covid-19 durch das Corona-Virus zu tun? Für die Amnesty-Gruppe Bensberg/Rösrath/Overath gab es in den ersten Märztagen da eine sehr direkte Beziehung, denn wir mussten uns fragen: soll unsere Veranstaltung „Die Unbequemen. Kritische Journalisten in Gefahr“ am 5. März stattfinden oder nicht? Weil ein Podium mit drei Journalisten geplant war, gaben wir die Entscheidung an unsere Podiumsgäste weiter: die tadschikische Journalistin Humayra Bakhtiyar, die seit 2016 in Hamburg lebt, den ehemaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen und die lokale Journalistin Katrin Rehse, welche die Moderation des Gesprächs zwischen der in ihrem Land verfolgten jungen Medienfrau und dem über 80-Jährigen Fritz Pleitgen übernehmen sollte. Als auch Letzterer mitteilte, er habe keine Bedenken, war für uns die Sache klar.
Veranstaltungsort war Bergisch Gladbach-Bensberg – und der 5. März war dann ausgerechnet der Tag, an dem das Virus nach Bensberg kam und eine Schule deshalb geschlossen wurde. Dennoch kamen zwischen 50 und 70 Unerschrockene – der Saal war fast voll und uns fielen etliche Steine vom Herzen.
Das Podiumsgespräch spannte den Bogen zwischen der für den westlichen Korrespondenten Pleitgen überall spürbaren Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Sowjetunion zur drastischen Einschränkung der Meinungs- und Medienfreiheit in der heutigen Republik Tadschikistan: eine freie Presse, freie Medien hat es im heutigen Tadschikistan praktisch nie gegeben, im öffentlichen Diskurs kamen sie nicht vor, wurden nie als etwas Erstrebenswertes dargestellt. Heute kontrollieren nach Informationen von Amnesty International staatliche Organe in Tadschikistan faktisch jeglichen Zugang zu Informationen, Journalisten sind Einschüchterungen und Schikanen durch Polizei und Sicherheitsdienste ausgesetzt. Wenn sie rote Linien überschreiten – etwa den Staatschef und seinen Kurs kritisieren – wird es gefährlich, so wie es 2015 für Humayra Bakhtiyar brandgefährlich wurde, weil sie einen im türkischen Exil lebenden Oppositionspolitiker interviewt hatte. Einen Tag später wurde er auf offener Straße ermordet. Humayra fühlte sich von diesem Tag an in Lebensgefahr; sie wurde verfolgt, überwacht und bedroht und konnte jetzt davon ausgehen, dass sie ganz oben auf der Liste der „journalistischen Feinde“ des Präsidenten stand. Ihr gelang die Flucht nach Hamburg, wo die „Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte“ ihr ein einjähriges Stipendium angeboten hatte. Seitdem lebt sie in Hamburg.
Fritz Pleitgen erinnert an die Rolle, die WDR-Journalisten bei der Gründung von Amnesty Deutschland gespielt haben
Fritz Pleitgen, engagierter Befürworter und Protagonist demokratischer Medien, erinnerte uns daran, dass in Deutschland nach der Zeit des Dritten Reiches auch nicht von heute auf morgen die Pressefreiheit ausgebrochen war: laut Pleitgen verdanken wir es den Amerikanern und Engländern, dass sich nach und nach in den Köpfen deutscher Journalisten und in der deutschen Öffentlichkeit allgemein die Idee und der Anspruch einer freien Medienlandschaft festsetzte. Auch der BBC erwies Pleitgen seine Reverenz, die dem WDR in seinen Anfangszeiten mit Rat und Tat zur Seite gestanden habe – und nicht nur das: Pleitgen vergaß auch nicht den Anstoß zur Gründung der deutschen Sektion von Amnesty International durch (u.a.) drei WDR-Journalisten im Jahr 1961, nämlich Carola Stern, Gerd Ruge und Felix Rexhausen – dieser Anstoß ging von BBC-Journalisten aus, die ihren deutschen Kollegen die Sache der Menschenrechte nahebrachten.
Wenn auch die Aussichten für Meinungs- und Pressefreiheit in Tadschikistan in nächster Zeit eher düster scheinen – auf einem Demokratieindex der englischen Zeitschrift „Economist“ aus dem Jahr 2019 nimmt Tadschikistan Platz 160 in einer Rangfolge von 167 Staaten ein – so waren jedenfalls das Publikum und auch Fritz Pleitgen beeindruckt von Mut und Entschlossenheit der jungen tadschikischen Journalistin, weiterhin für demokratische Verhältnisse in Tadschikistan einzutreten, auch angesichts der neuen Taktik des Regimes, ihre Familie unter Druck zu setzen.
Präsenz der Amnesty-Gruppe beim Lichtbrückenbasar im Aggertalgymnasium 2017 – Besucher schreiben für die Menschenrechte beim “Briefmarathon”
“Briefmarathon” an einer Schule (Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Bergisch Gladbach), 2018 – es wurden mehr als 500 Briefe verschickt!
Unsere Gruppe war im Sommer 2019 beim Kölner China-Tag dabei, vertreten durch Vera (Mitte)